Meldungen des Jahres 2016

Meldung vom 01. Februar 2016

„Das doppelte Deutschland: Asymmetrisch verflochtene Parallelgeschichte(n)“ – ein kurzer Rückblick auf die 9. Geschichtsmesse vom 28. bis 30. Januar 2016 in Suhl

Was mit „Asymmetrisch verflochtene Parallelgeschichte(n)“ gemeint ist und wofür man sie gebrauchen kann – die Anwesenden bei der 9. Geschichtsmesse vom 28. bis 30. Januar 2016 in Suhl dürften nunmehr etwas schlauer sein. Die von der Bundesstiftung Aufarbeitung organisierte Tagung näherte sich der Thematik von verschiedenen Seiten: Sei es semantisch mittels der Diskussion um das Für und Wider des Ausdruckes „deutsch-deutsche“ Zeitgeschichte, der Bedeutung der DDR für das Geschichtsbild im (gegenwärtigen) Deutschland, aber auch durch empirisch fundierte Antworten auf die Frage „Sind wir ein Volk?“. Kurzum: Die 9. Geschichtsmesse behandelte ein Rahmenthema, dessen Diskussion durchaus für Erkenntnisfortschritte gesorgt hat. Ob diese teilweise in recht lichten Höhen schwebenden Erträge in den Mühen einer alltäglichen Aufarbeitungs- bzw. Bildungsarbeit fruchtbar gemacht werden können, sei dahingestellt.

Neben den vielfältigen Möglichkeiten zum Gespräch im Kollegenkreis und dem gelungenen Rahmenprogramm (hier sei vor allem die Lesung der Schauspieler Claudia Wenzel und Rüdiger Joswig genannt), war wiederum die Diskussion zahlreicher Projekte auf parallel stattfindenden Panels ein zentrales Element der Tagung. Auch die Geschichtswerkstatt nahm die Gelegenheit war, einen Teil ihre Aktivitäten unter dem Titel „Zeitzeugenwerkstatt als ‚Gedächtnis der Region‘: Friedliche Revolution und deutsche Einheit in Jena 1989/90. Skizzen einer Bilanz“ vorzustellen. Diese Ausführungen zu unserer Projektreihe „Zeitzeugenwerkstatt“, unterlegt durch Ausschnitte der entsprechenden filmischen Zeitzeugendokumentation, trafen auf ein interessiertes Publikum. Die anschließende Diskussion drehte sich vor allem um Fragen der Methodik, Nutzung und Nachhaltigkeit. Für einen persönlichen Eindruck sei an dieser Stelle unser YouTube-Kanal empfohlen, der neben einzelnen Ausschnitten auch die komplette Zeitzeugendokumentation „Gesichter der Friedlichen Revolution. Jena 1989–2009“ aus dem Jahr 2009 enthält.

Wie bereits 2015 schien auch dieses Mal der Aufritt des Thüringer Ministerpräsidenten (zumindest inoffiziell) der Höhepunkt der Tagung zu sein. Bodo Ramelow hatte bereits 2015 eine Diskussion mit Rainer Eppelmann über Fragen der Aufarbeitung in Thüringen und darüber hinaus geführt sowie eine Wiederholung im Folgejahr zugesichert. Die Organisatoren der Tagung hatten ursprünglich geplant, das Duo Ramelow/Eppelmann um Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, zu ergänzen. Letztere musste jedoch absagen, was leider zu einer gewissen Redundanz führte. Bodo Ramelow hat sein Kommen auch für die 10. Geschichtsmesse zugesagt; in diesem Zusammenhang wäre es den Organisatoren zu wünschen, dass im Jahr 2017 eine Anreicherung der Diskussion durch zusätzliche Teilnehmer gelingt.

 

Weitere Informationen:

  • Bericht und Fotos der Geschichtswerkstatt zur 8. Geschichtsmesse im Jahr 2015 vom 02.02.2015.
  • Auf der Homepage der Bundesstiftung Aufarbeitung findet sich das genaue Programm und das Lesebuch der 9. Geschichtsmesse. In Kürze dürften Fotos und Manuskripte folgen.
  • Facebook-Eintrag „Gemeinsame Initiative der Ost-Ministerpräsidenten zur Aufarbeitung gestartet“ der Thüringer Landesregierung vom 30.01.2016.
  • Bericht „Wie soll die DDR-Diktatur aufgearbeitet werden?“ des MDR vom 31.01.2016.
  • Artikel „Ramelow stellt sich den DDR-Aufarbeitern“ inkl. Kommentar „Beifall statt Buh“ in der Thüringischen Landeszeitung vom 01.02.2016.
 
 
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