Meldungen des Jahres 2020

Meldung vom 02. Oktober 2020

Neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ mit Schwerpunkt 30 Jahre Deutsche Einheit erschienen

In einer krisenhaften Zeit scheint wenig Platz für das Feiern eines runden Jubiläums? So gerät auch das Ereignis „30 Jahre Deutsche Einheit“ – angesichts einer weltweiten Pandemie – in diesem Herbst in den Hintergrund. Auch deshalb rückt die neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ bewusst das Jahr 1990 und Fragen zur Einheit in den Mittelpunkt. Unter anderem durch Einblicke zu den psychiatrischen Begutachtungen der Ende 1989 abgesetzten DDR-Staatsführung, einer Analyse zum kalkulierten Absterben einer eigenständigen Zeitungslandschaft im Osten nach einem kurzen „Pressefrühling“ Anfang 1990, einem Bericht zur Begründung des Rennsteiglaufes als gesamtdeutsches Sportereignis, mit persönlichen Erlebnissen am 3. Oktober 1990 in New York und der Stimmungslage in der östlichsten Stadt Thüringens, Gößnitz im Altenburger Land, anhand einer ethnografischen Studie.
Auch mehrere Rezensionen widmen sich dem besonderen Jahr 1990: der Frage nach dem „deutschen Volk“ und wer es definiert, der politischen Rhetorik und den Sprachbildern der Einheit, den Spuren eines verschwundenen Landes sowie dem Versuch, das gesamte Jahr in Form einer Remontage aus Bildern und Texten freizulegen.
Wie immer enthält auch die Rubrik Zeitgeschichte weitere spannende Beiträge, diesmal zu den Besonderheiten des Fotoarchivs der DDR-Staatssicherheit, dem jahrelangen Tauziehen um das Zentrale Parteiarchiv der SED und einem kuriosen Autounfall vor 40 Jahren an der deutsch-deutschen Grenze, als im August 1980 ein Wagen „kopfüber in den Osten“ stürzte. In der Rubrik Zeitgeschehen/Diskussion geht es aus unterschiedlichen Perspektiven um ein 1968 für Jena entstandenes Wandbild von Siegfried Winderlich im Plenarsaal des Rathauses sowie den gesellschaftlichen Umgang mit DDR-Auftragskunst heute. Mit drei persönlichen Nachrufen wird an den Bürgerrechtler Thomas Auerbach erinnert, der im Juni 2020 verstarb. Der 1947 geborene Auerbach wirkte in den 1970er Jahren in der Jungen Gemeinde Stadtmitte in Jena, engagierte sich nach seiner zwangsweisen Ausbürgerung 1977 von West-Berlin aus für politisch Verfolgte in der DDR und forschte viele Jahre als BStUMitarbeiter zur DDR-Geheimpolizei.  Daneben gab er wichtige Impulse zur Aufarbeitung der SED-Diktatur – gerade in Jena und für die Geschichtswerkstatt.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 96) ist im Buchhandel, in ausgewählten Gedenkstätten/Museen oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Die Inhaltsübersicht und einige Leseproben zur aktuellen Ausgabe finden Sie hier.

 
 
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